Wir starten am Samstag, den 11. März um kurz nach 10 Uhr Ortszeit in Richtung Ouzoud.
Nur 2 km hinter unserem Übernachtungsplatz "Eau vive" (Wasser des Lebens) gibt es eine hohe Staumauer;
dahinter ein riesiger Stausee, der die vorgestern durchfahrene Hochebene mit Wasser für die Felder versorgt.
Die Landstraße führt von ca 900m Höhe auf gut 1400m, man hat einen guten Blick über den künstlichen See und nach Süden hin zu den schneebedeckten Bergen.
Hier scheint es weniger zu regnen, die Grundfarbe der Landschaft wandelt sich vom frühlingsgrün in Richtung grünbraun.
In Ouzoud gibt es einen bekannten Wasserfall von ca. 110 Metern. Es ist ein Ort, wo die marokkanischen Touristen die Mehrheit stellen. (Einige Fotos aus dem Netz)
Wir waren bereits im letzten Jahr hier und sind die Stufen zum Fuß des Wasserfalls hinabgestiegen.
Hier gibt es zahlreiche Berberaffen, die sich von den Besuchern füttern lassen. Für unseren Hund waren diese Baumbewohner eine Quelle großen Ärgers oder diese seltsamen Tiere gehörten zum jagdbaren Wild. Es war nervend, ihn ruhig zu halten, wenn unmittelbar über ihm Affen auf den schattenspendenden Strohabdeckungen der Wege herumturnten.
Wir ersparen uns diemal den anstrengenden Weg - vor allem den Aufstieg. Es ist immer noch ca. 30 Grad. Morgen soll es kühler werden.
Der Wasserfall ist auch bei weitem weniger eindrucksvoll als im vergangenen Jahr, es mangelt dieses Jahr an Wasser.
Die Leute sind erschreckend unvorsichtig am Abgrund |
Camping Zebra wird von einem holländischen Paar geführt, die hier vor Jahren hängen geblieben sind. Es ist ein Platz nach europäischem Standard, was in diesem Land eine Seltenheit ist. Außerdem kann man hier hervorragend marokkanisch essen, ich behaupte, besser als im Rest des Landes. Der Name "Zebra" rührt daher, dass sie in jungen Jahren, als sie sich in diesen Ort verliebten, ihr rostiges Gefährt wie ein Zebra angestrichen hatten, um den Rost zu verbergen.
Heute erinnern noch einige mit Zebra-Muster versehene Gegenstände an diese alte Zeit. Evas Hose allerdings passt nur zufällig zum Thema.
Der Platz ist als einer der wenigen guten (d.h. sauberen) Plätze bei allen europäischen Reisenden bekannt. Weil eine geführte Reisegruppe von Wohnmobilisten angemeldet ist, suchen wir am Sonntagmorgen das Weite und fahren Richtung Marrakech. Ich denke nicht, dass wir die Stadt besuchen werden, obwohl sie die angeblich die interessanteste Stadt des Landes ist. Dazu unten mehr.
Unterwegs irgendwo im Land ein großer Markt - am Sonntag haben viele Leute frei - auch hier.
Eine gute Gelegenheit, Vieh, Möbel oder Essbares zu kaufen oder zu verkaufen.
Tiere werden hier auf dem Dachgepäckträger transportiert |
Der Warentransport mittels PKW, Mofa oder auch Esel ist schon spannend. Leider sind eine Reihe Fotos missglückt, aber das war ja nicht der letzte Markt.
Man kann auch mit einer halben Karte den Weg finden |
Als ich 1975 zum erstem Mal einige Tage hier war, hat mich das beeindruckt, ist schließlich inzwischen auch Weltkulturerbe. Nach mehreren Marokkoreisen kritischer geworden, kann ich getrost darauf verzichten. Die Märchenerzähler und Gaukler waren auch schon 1975 vom Tourismusministerium bezahlt, hatten und haben keinen Bezug zur marokkanischen Wirklichkeit, reiner Klamauk, nur für Touristen. Schlangenbeschwörer sind im Lande aus Gründen des Tierschutzes sehr umstritten, zumal hierzu geschützte Arten aus dem Süden des Landes verwendet werden. Und auch schon 1975 tranken die Einheimischen ihr Wasser nicht bei Wasserträgern aus Ziegenbälgern, sondern aus im Laden gekauften Plastikflaschen.
Hier wird eine Art von "Brauchtumspflege" betrieben, die auch andernorts absurd ist, eine Art marrokanisches Schützenfest. Aber wer meint, er kenne Bayern, wenn er Jodeln gehört und Schuhplattner gesehen hat, wer sich die Schweizer nur als Alphornbläser vorstellen kann und Wiener nur im Fiaker, für den ist Marrakech wunderbar. In kürzester Zeit gewinnt er einen Einblick in ein "Brauchtum", das es so nicht einmal in vergangenen Zeiten gegeben hat; es ist also nicht einmal anachronistisch, sondern einfach unwahr, die reaktionären Vorstellungen von Touristen bestätigend und die Realität nach Kräften ausblendend. Eine romantisierende Brauchtümelei, die mit der Wirklichkeit einer modernen Millionenstadt glatt nichts zu tun hat.
Was allerdings Marrakech konkurrenzlos macht, ist der Blick auf den schneebedeckten Kamm des Hohen Atlas im Süden. Da wollen wir hin.